Kurt Guggenheim und sein literarisches Werk

Kurt Guggenheim wurde am 14. Januar 1896 in Zürich als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren und bildete sich auch selbst zum Kaufmann aus. Eine Romanze mit der Maturandin Eva Hug weckte 1918 sein literarisches Talent und bewirkte, dass er sein Leben von 1930 bis zu seinem Tod am 9. Dezember 1983 ganz dem Schreiben widmete.

Zürich als Schauplatz

Schon die ersten Romane, «Entfesselung» und «Sieben Tage» von 1934/35, spielen in Zürich, die Stadt ist auch zentraler Schau­platz in den Weltkriegsromanen «Wilder Urlaub» (1941) und «Wir waren unser vier» (1949), bleibt aber ebenso in «Der goldene Würfel» (1967), «Das Zusammensetzspiel» (1977) und in «Die frühen Jahre» von 1962 präsent, wo die Romanze mit Eva Hug erzählt wird.

Das Opus magnum: «Alles in Allem»

Guggenheim 23 1978 klDas erzählerische Frühwerk – darunter der poetische Roman «Riedland» von 1938– kam Guggenheim ebenso zugute wie die Praxis als Drehbuchautor in den Jahren 1939–1944, als er 1952–1955 seine über 1000-seitige Zürcher Romanchronik «Alles in Allem» schrieb. Sie macht anhand des Schicksals von über 140 Personen erkennbar, wie die grösste Schweizer Stadt den Einbruch der Moderne um 1900, den Ersten Weltkrieg, die Krisenjahre und den Zweiten Weltkrieg erlebte – eine Chronik, die Guggenheim 1973 mit «Gerufen und nicht gerufen» bis 1970 fortsetzte. «Alles in Allem» ist Guggenheims gewichtigstes Werk. Aber sein Erfolg war die Voraussetzung dafür, dass er in seinem erstaunlichen Spätwerk – «Sandkorn für Sandkorn» (1959), die Zola-Cézanne Doppelbiographie «Minute des Lebens» (1969) oder der geheimnisvolle Roman «Der heilige Komödiant» (1972) – seinen ebenso leichten wie präzisen Schreibstil zu voller Souveränität entfalten konnte.