Zürich im Spiegel von Autorinnen und Autoren des 20. Jahrhunderts
Weil sie eine Strauhof-Ära abschliesst, zeigt die Ausstellung nicht nur das Zürich Kurt Guggenheims, sondern setzt eine Reihe weiterer Autorinnen und Autoren, die zum Teil bereits ausgestellt waren, mit der Stadt in Beziehung. Nicht repräsentativ, sondern den Vorlieben von Charles Linsmayer entsprechend, und nicht wissenschaftlich umfassend, sondern anhand kleiner, an authentischen Gegenständen veranschaulichter Momentaufnahmen.
Faszinierende Preziosen
So erinnert der ihm vorgesetzte Meilener Wein jenes Jahrgangs an Kafkas Zürich-Aufenthalt von 1911, werden James Joyce Zürcher Spaziergänge mit seinem Spazierstock in Erinnerung gerufen, sind Max Frischs Diktiergerät, der Zwerg aus Urs Widmers Roman «Ein Leben als Zwerg», Annemarie Schwarzenbachs Fotoapparat oder «Junius Brutus», das Trauerspiel, das Elias Canetti als Zürcher Kantonsschüler schrieb, im Original zu bewundern. Ricarda Huch wird nicht als Zürcher Bibliothekarin, sondern mit jenem «Wurstlakel» in Erinnerung gerufen, über den sie sich in Hottingen ganz schön wunderte. Mit weiteren berührenden Dokumenten sind Robert Walser, Victoria Wolff, Guido Looser, William Wolfensberger und der ungarische Secondo Jenö Marton präsent, der mit «Stop Heiri – da dure…!» den ersten interaktiven Zürcher Jugendkrimi schrieb.
Ein jüdisches Wohnzimmer
Mehr Raum ist Hermann Hesse, dessen Zürcher Aufenthalt eine Diashow rekapituliert, und Charles Lewinsky vorbehalten. «Melnitz», das Epos, das fünfzig Jahre nach «Alles in Allem» aus dem gleichen jüdischen Blickwinkel die Zeit von 1893 bis 1945 neu erzählt hat, ist mit dem Wohnzimmer des Viehhändlers Salomon Meijer vertreten, in dem der Roman beginnt und über dessen Tisch Lewinskys originale Lengnauer Sabbatlampe thront.